Rene Lau Fachanwalt für Sportrecht
René Lau für die „Junge Welt“ • März 11, 2022

Fair Play

Schiedsrichter Bastian Dankert gibt Anweisungen

Leider müssen wir Fans uns allzu oft mit den unschönen Seiten modernen Fußballs auseinandersetzen. Natürlich ist es wichtig, so leidige Sachen wie Kommerzialisierung, Montagsspiele oder korrupte Verbände zu thematisieren, und das immer wieder. Gleichwohl dürfen wir die schönen Dinge nicht aus den Augen verlieren, die Dinge, weshalb wir Fußball lieben.

Am letzten Spieltag der dritten Liga hatte ich so einen Moment. Es war das Spiel zweier Aufstiegskandidaten und Traditionsteams, die Begegnung von Waldhof Mannheim und Eintracht Braunschweig, die nur zwei Punkte auseinander lagen. Eine alte Fußballweisheit besagt, dass jedes Tor gegen einen direkten Konkurrenten doppelt zählt. Ein umkämpftes Spiel: Die Eintracht ging in der 39. Minute in Führung, kurz danach zeigte der Schiedsrichter zugunsten der Blau-Gelben auf den Punkt – Handelfmeter. Was war passiert? Nach einer Hereingabe durch Braunschweig in den Mannheimer Strafraum wehrte Mannheims Gerrit Gohlke in der 40. Minute den Ball zur Ecke ab. Der Schiedsrichter hatte aber ein Handspiel gesehen, entschied auf Strafstoß für Braunschweig. Nach Betrachtung der TV-Bilder wurde klar, dass der Ball mit der Brust, nicht mit dem Arm geklärt worden war. Um ganz sicher zu gehen, fragte der Referee den Braunschweiger Spieler Bryan Henning, der die Flanke hereingegeben hatte. Hätte er gesagt, ja, es war der Arm, wäre der Elfmeter ziemlich sicher gewesen – 2:0 für die Eintracht. Fünf Minuten vor Ende der ersten Halbzeit. Eine Vorentscheidung. Was tat Henning? War ehrlich, sagte, dass er den Ball an der Brust gesehen hätte, nicht an der Hand. Ecke statt Elfer. Das Spiel ging mit 1:0 weiter. Fair Play nennt man so was.

Nachwuchstrainer bemühen sich ja sehr, den Fair-Play-Gedanken bereits den Jüngsten nahezubringen. Nicht bei allen kommt die Botschaft an. Der eigene Vorteil, der zum Sieg führen soll, ist meist wichtiger. Im richtigen Leben ist es längst auch so. Leider. Besser wäre, wir würden uns auch hier stärker am Fair Play orientieren. Eine ausgesprochen schöne Tradition.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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