Rene Lau Fachanwalt für Sportrecht
René Lau für die „Junge Welt“ • März 04, 2022

Kein Neuanfang

Schon häufig war der DFB hier Thema. Selten konnte ich für den Verband lobende Worte finden. In der kommenden Woche nun ist Bundestag des DFB, ein neuer Präsident wird gewählt. Eine Präsidentin kann es nicht werden, es sind Männer, die miteinander konkurrieren. Immerhin: Zum ersten Mal in der Geschichte des DFB tritt mehr als ein Kandidat an. Trotzdem können wir Fans nichts Gutes erwarten. 
Zwar wird von allen Seiten betont, dass die Kandidaten aus unterschiedlichen Bereichen kommen, aus Fansicht macht es das aber nicht besser: Es sind Kandidaten, die für das alte System Fußball stehen. Peter Peters kam als Vereinsfunktionär zur DFL, ist derzeit amtierender Präsident des DFB. Der andere Kandidat ist Bernd Neuendorf, Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein. Beide sind seit langem mit dem System DFB verbunden.

Der Hintergrund ist dieser: Kandidaten für das höchste Fußballamt können dem DFB-Bundestag ausschließlich von den regionalen Verbänden vorgeschlagen werden. Daraus folgt: Ist man nicht im System großgeworden oder nicht anderweitig exakt in der Spur, hat man keine Chance. Unabhängige Kandidaten wird es so nie geben. Das will man auch nicht anders, exakt so ist das DFB-System konstruiert. Mit Demokratie oder Transparenz hat das nichts zu tun.

Mit Kandidaten wie diesen in einem System wie diesem wird sich nie etwas ändern. Alles ist bereits vorher geklärt, auf dem Bundestag kann rein gar nichts schiefgehen. Bezeichnend auch: Keiner der beiden Kandidaten hat sich öffentlich dahingehend geäußert, wofür er steht, was genau unter seiner Regentschaft anders werden soll. Themen, zu denen wir Fans gern mal etwas gehört hätten, gäbe es ja mehr als genug: Beteiligung von Frauen, die Sache Katar, das Problem mit der Klüngelei, gerechtere Behandlung der Amateure etc.

Sicher ist: Solange dieses System nicht grundlegend geändert, im demokratischen Sinne vom Kopf auf die Füße gestellt, sondern lediglich der oberste Kopf ausgetauscht wird, ist es hoffnungslos. Peters oder Neuendorf – es bleibt der alte DFB, das alte System.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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