Rene Lau Fachanwalt für Sportrecht
René Lau für die „Junge Welt“ • Feb. 25, 2022

Zu Hause spielen

Fans wissen, wie wichtig sie ist: die Heimstärke. Bebt das Stadion, kommt die dritte Luft, die mit etwas Glück zum Sieg führt. Heimstärke kommt aber von Heimstätte. Mehr noch: Nur wenn sich Mannschaft und Fans in der Heimstätte wohlfühlen, kann der Funke überspringen.

Nicht weit von der Spielstätte sind in der Regel Geschäftsstelle, Trainingsgelände und das Vereinsheim angesiedelt. Nur wenn das alles vorhanden ist, von Fans und Mitgliedern angenommen wird, kann die Hütte brennen. Das gilt erst recht für Vereine aus unteren Ligen. Die Atmosphäre ist hier eine vertrautere, alles etwas überschaubarer. Wie wichtig das ist, erleben Fußballfans zu Beginn jeder Saison – wenn die Amateure im DFB-Pokal die Großen empfangen. Doch auch im Ligaalltag braucht es eine Heimstätte, die den Namen verdient, nicht zuletzt für den Heimvorteil. Und vor allem, wenn es um den Aufstieg geht. Gerade hat der DFB die Stadionanforderungen für die dritte Liga heruntergeschraubt. Gleichwohl gibt es mancherorts unüberwindliche Hürden.

Ein Paradebeispiel ist meine Heimatstadt Berlin. Fast scheint es so, als sollte es kein Verein wagen, in den großen Fußball aufzusteigen. Zwar haben die beiden Erstligisten Hertha und Union Stadien, mit denen sie mehr oder weniger glücklich sind. Danach aber ist Schluss mit lustig. Der Jahnsportpark, dessen Betriebserlaubnis eigentlich abgelaufen war, konnte nur mit viel privatem Geld zur Heimstätte von Drittligist Viktoria Berlin werden. Gerade schickt sich ein weiterer Berliner Verein an, in die dritte Liga zu stürmen. BFC Dynamo spielt seit dieser Saison wieder in seinem Sportforum – und alle sind glücklich, die Hütte brennt. Das Problem ist folgendes: Obwohl der Betrag überschaubar ist, ist der Berliner Senat nicht bereit, den Verein zu unterstützen, damit er auch in Zukunft im Sportforum spielen kann. Obwohl der Senat Eigentümer des Sportforums ist. Die Fans haben derweil eine Petition gestartet, die Presse eingeschaltet, man plant weitere Aktionen, um dem Senat die Augen zu öffnen. Es ist ja auch nicht das erste Problem, dass es in Berlin mit Fußballstadien gibt.

Ein Senat, der nicht müde wird, vollmundig von der »Sportstadt Berlin« zu sprechen, kneift, wenn’s darauf ankommt, markigen Worten Taten folgen zu lassen. Liebe Frau Giffey, Sie als ehemalige Familienministerin sollten im Grunde wissen, dass es hier um einen Verein mit Hunderten von Kindern und Jugendlichen aus aller Welt geht, die stolz auf den Erfolg ihrer ersten Mannschaft sind. Sie wollen sie sehr gern auch in der nächsten Saison in der dritten Liga zu Hause spielen sehen. Im Sportforum.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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