Rene Lau Fachanwalt für Sportrecht
René Lau für die „Junge Welt“ • Dez. 30, 2021

Höchste Zeit

Kyle Terada/USA TODAY Sports via REUTERS

Das Ende des Jahres ist immer der Zeitpunkt zurückzuschauen. Was war gut, was war weniger gut, und wie soll es im neuen Jahr werden? Einer Studie der Fachhochschule Dortmund und der Uni Würzburg zufolge gibt es eine immer größere Entfremdung der Fans vom großen Fußball. Grund dafür ist für zwei Drittel der befragten Fans die Pandemie. Aber mehr als die Hälfte gab außerdem die zunehmende Kommerzialisierung als Grund an. Wundert das?

In Zeiten, in denen Vereine und Verbände das große Lied der Demut sangen, tatsächlich aber nur der schnöde Mammon wichtig war, hat jeder Fan gemerkt, dass der große Fußball auch ohne ihn funktioniert. Und dieser große Fußball muss aufpassen, dass nicht auch nach der Pandemie vor halbleeren Rängen gespielt wird. Denn so mancher Fan hat festgestellt, auch ohne Fußball am Wochenende seine Freizeit gut gestalten zu können. Der Fan ist in fast zwei Jahren Corona älter geworden und geht vielleicht lieber mit dem Nachwuchs in den Zoo oder trifft sich mit Freunden zum Grillen.

Im neuen Jahr haben die Vereine und Verbände unbedingt Handlungsbedarf. Es ist an der Zeit, die Fans ernst zu nehmen. Vereine und Verbände müssen begreifen, dass nicht sie die Fankultur ausmachen. Sicherlich, es ist ihnen derzeit nicht möglich, mehr Fans ins Stadion zu lassen. Aber man könnte ja ein paar Zeichen setzen. Beispielsweise könnte man Stadionverbote aufheben oder eine Einigung erzielen, die Stadionverbotsrichtlinie abzuschaffen. Man könnte auch der immer wiederkehrenden Idee entgegentreten, in der Zeit nach der Pandemie personalisierte Tickets einzuführen, über die Innenpolitiker so gerne schwafeln.

All das sind Dinge, die ein Verein oder der DFB auch jetzt angehen könnte, wenn man nur wollte. In diesem Sinne, liebe Vereine und Verbände: Nicht jammern, sondern machen.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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